Heinrich Heine schrieb über das Unglück den Reichtum mit sich bringt:
Wie unglücklich sind doch die Reichen in diesem Leben - und nach dem Tod kommen sie nicht mal in den Himmel! "Ein Kamel wird eher durch ein Nadelöhr gehen, als dass ein Reicher in den Himmel käme" - dieses Wort des göttlichen Kommunisten ist ein furchtbares Anathema und zeugt von seinem bitteren Haß gegen die Börse und haute finance von Jerusalem. Es wimmelt in der Welt von Philantropen, es gibt Tierquälergesellschaften, und man tut wirklich sehr viel für die Armen. Aber für die Reichen, die noch viel unglücklicher sind, geschiet gar nichts. Statt Preisfragen über Seidenkultur, Stallfütterung und Kantsche Philosophie aufzugeben, sollten unsere gelehrten Sozietäten einen bedeutenden Preis aussetzen zur Lösung der Frage: wie man ein Kamel durch ein Nadelöhr fädeln könne? Ehe diese große Kamelfrage gelöst ist und die Reichen eine Aussicht gewinnen, ins Himmelreich zu kommen, wird auch für die Armen kein durchgreifendes Heil begründet. Die Reichen würden weniger hartherzig sein, wenn sie nicht bloß auf Erdenglück angewiesen wären und nicht die Armen beneiden müßten, die einst dort oben in Floribus sich des ewigen Lebens gaudieren. Sie sagen: "warum sollen wir hier auf Erden für das Lumpengesindel etwas tun, da es ihm doch einst besser geht als uns, und wir jedenfalls nach dem Tode nicht mit demselben zusammentreffen." Wüßten die Reichen, dass sie dort oben wieder in aller Ewigkeit mit uns gemeinsam hausen müssen, so würden sie sich gewiß hier auf Erden etwas genieren und sich hüten, uns zu gar zu sehr zu mißhandeln. Laßt uns daher vor allem die große Kamelfrage lösen.
John Lennon hat durch seine großartige Hymne Imagine eine Lösung für die Kamelfrage gefunden. Wenn wir nicht mehr an ein "heaven" glauben, sondern in unserem Weltbild nur noch ein "sky" gibt, so macht sie keinen Sinn mehr. Wenn wir einfach im hier und jetzt leben, ohne an irgendetwas Metaphysisches zu glauben. Wenn wir uns sogar von den Vaterländern samt dem "dulce et decorum est pro patria mori" verabschieden. Wenn wir uns eine friedliche Welt ohne Eigentum herbeiträumen, dann haben wir das Problem gelöst.
Wie der Reichtum in unserer agnostischen Zeit an Schrecken verliert, ist auch die Armut weniger schlimm als zu Heines Zeiten. Zum einen sorgt der europäische Sozialstaat dafür, dass man nicht mehr verhungert. Zum anderen ist der amerikanische Traum von der sozialen Mobilität vom Tellerwäscher zum Millionär und zurück in Europa angekommen. Davon singt Peter Sarstedt. Das dies keine Einbahnstrasse ist hören wir bei Brecht und den Marquis of Kensington.